17.Dezember 2018

Nachruf auf Reinhard Neubauer †

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, Genossinnen und Genossen!

Es fällt nicht leicht, die richtigen und passenden Worte zum Abschied von Reinhard Neubauer zu finden. Von falschem Pathos und aufgesetzter Lobhudelei hielt er nichts. Er war ein Freund klarer, verständlicher Worte, der sich nicht verbiegen ließ, der Menschen nicht nach Titeln und Pöstchen beurteilte, sondern nach ihrem Handeln und ihrer sozialen Einstellung.

Wir, die Wähler*innengemeinschaft Göttinger Linke und Ratsfraktion verdanken Reinhard viel. Er wirkte maßgeblich daran mit, dass sich in Göttingen über Parteigrenzen hinweg links orientierte und denkende Menschen in der damaligen Linken Liste, der Vorläuferin der Göttinger Linken zusammenfanden. Er selbst wurde dann auch für fünf Jahre ihr Vertreter im Rat der Stadt Göttingen. Schon seit 1976 als Vertreter der DKP im Rat konnte man über 10 Jahre seine Beharrlichkeit, sein Standvermögen und seinen unermüdlichen Einsatz für die Interessen der sogenannten kleinen Leute in unserer Stadt mitverfolgen.

Reinhard, der Einzelkämpfer, der sich nicht beirren, nicht aus dem Konzept bringen ließ, selbst wenn gerade in der Anfangszeit seine Redebeiträge auch teilweise von hämischen Zwischenrufen begleitet wurden. Der sich akribisch in hunderte von Seiten umfassende Haushaltspläne einarbeitete, der kritische Anmerkungen dazu machte und versuchte wichtige sozialpolitische Akzente und Impulse zu setzten. Sicher, er hatte bei seinen Vorstößen kaum politische Bündnispartner im Rat, aber nach und nach wurde ihm von immer mehr Ratsmitgliedern Respekt für seine Arbeit gezollt. Das beruhte auch auf seinem persönlichen und menschlichen Umgang selbst mit dem politischen Gegner. Reinhard war hart in der Sache und absolut nicht zu haben für Kungeleien und faule Kompromisse, aber er war immer offen und fair im menschlich-persönlichen Umgang miteinander.

Deshalb war er auch für viele von uns mehr als nur ein politischer Weggenosse, er war unser Freund, Ratgeber und politischer Mentor. Bei aller Ernsthaftigkeit des politischen Tagesgeschäftes haben wir immer wieder auch seine eingeworfenen, humorvollen Beiträge in unseren gemeinsamen Sitzungen geschätzt, genauso wie seinen Wissens- und Erfahrungsfundus. Seine Rundmails mit interessanten, politischen Beiträgen und Kommentaren, aber immer wieder auch mal mit einer politischen Karikatur gingen an viele von uns. Und obwohl es ihm gesundheitlich dann schon über eine längere Zeit nicht mehr gut ging, hat er den Weg ins Naturfreundehaus, zu Arbeit und Leben, ins Rote Zentrum zu unseren Versammlungen, aber auch zum Grünkohlessen und eher geselligen Zusammentreffen geschafft und war fast bis zuletzt immer noch mitten unter uns. Es war ein teilweise turbulenter, lebhafter, interessanter und von Solidarität geprägter Weg, den wir gemeinsam gehen durften. Es war und ist der Schwur von Buchenwald, unsere Überzeugung Nie wieder Krieg - Nie wieder Faschismus, der uns verbunden hat und uns auf immer verbindet.

Wir haben einen Freund, einen engagierten politischen Weggenossen und einen unbeugsamen Kämpfer gegen den Faschismus und für Frieden und soziale Gerechtigkeit verloren.

Lieber Reinhard, alle guten Gedanken für dich auf deinem Weg „dem Morgenrot entgegen“.

 

 

 

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